Thema Essstörungen und Figurwahn
Wir wünschen uns Jugendliche, die mit sich und ihrem Körper zufrieden sind und keine Neigung zu Magersucht, Bulimie und Co. zeigen – wie können wir das erreichen?
Essstörungen und ein negatives Körperbild sind kein Problem, das nur Erwachsene betrifft; sie haben ihren Ursprung meist schon in der Kindheit und viele verschiedene Ursachen: ein negativer Umgang mit Körperlichkeit, Geschlechtsstereotype in der Erziehung, Medien- und Konsum verhalten … Umso mehr sind Eltern und Pädagogen gefordert, Kinder zu schützen und auf ihrem Weg zu einer selbstbewussten und lebensbejahenden Persönlichkeit zu begleiten.
Dr. Catherine Senécal, Autorin des Ratgebers "Du bist gut so, wie du bist!", beleuchtet den neuesten Wissensstand, hinterfragt kritisch, wie wir unsere Kinder erziehen, was wir vorleben und welche Rolle die Medien und das Konsumverhalten spielen. Und vor allem gibt sie uns in ihrem Buch wertvolle Praxistipps, wie wir jungen Menschen helfen und ihr Selbstwertgefühl unterstützen können, um Essstörungen zuverlässig vorzubeugen.
Beunruhigende Tatsachen
Wir sollten unsere Augen nicht vor gefährlichen Tendenzen verschließen.
→ 41 % der Mädchen mit Normalgewicht wären gern schlanker.
→ Mädchenkleidung ist in der Regel enger und kürzer geschnitten als Kleidung für Jungen. Der Bewegungsradius (Klettern, Radfahren, auf dem Boden toben) ist damit von vorneherein eingeschränkt, auf die Bequemlichkeit wird nur nachrangig Wert gelegt.
→ Spielsachen werden mehr und mehr in die beiden Geschlechter aufgeteilt: Mädchen bekommen rosa Glitzersachen mit Einhorn, Elfe oder Prinzessin, für die Jungs ist alles blau mit Totenkopf, Kämpferfigur, Drache oder Fußball.
→ Je stärker Mädchen sexualisierten Medien ausgesetzt sind, desto eher bevorzugen sie sexualisierte Kleidung und desto negativer ist ihr Körperbild.
→ In der Pubertät finden sich jeder siebte Junge und jedes dritte Mädchen zu dick.
→ 12 % der Jugendlichen haben bereits eine Diät zur Gewichtsreduktion gemacht.
→ 28 % der Jungen mit Normalgewicht wären gern muskulöser.
→ Kosmetikunternehmen zielen mit ihrem Marketing mehr und mehr auf Kinder im vorpubertären Alter.
Verschiedene Formen von Essstörungen
Eine Essstörung hat viele Gesichter, doch keines davon ist harmlos.
Lebensmittelvermeidung: Das Kind wird so wählerisch in Bezug auf Konsistenz und Auswahl des Essens, dass seine Gesundheit oder sein Gewicht darunter leiden.
Anorexie (Magersucht): Unter dem Eindruck, die eigene körperliche Erscheinung sei nicht akzeptabel, kann ein Kind oder ein Erwachsener seine Ernährung so weit einschränken, dass ein drastischer Gewichtsverlust die Folge ist.
Binge-Eating (Esssucht): Ein Kind oder Erwachsener hat wiederkehrende Essattacken (schnelle Aufnahme einer großen Menge Essen), die von einer Gewichtszunahme begleitet werden können.
Bulimie (Ess-Brech-Sucht): Unter dem Eindruck, die eigene Erscheinung sei nicht akzeptabel, kann ein Kind oder Erwachsener danach trachten, seine Kalorienzufuhr zwanghaft zu steuern. Unkontrollierbaren Essattacken folgen dann (selbst ausgelöste) Brechanfälle, der Einsatz von Abführmitteln oder extremer Sport.
Bigorexie (Muskelsucht): Betroffene haben große Angst davor, dass ein Teil ihres Körpers nicht ausreichend oder richtig bemuskelt ist, was zum Rückgriff auf Methoden und Substanzen führt, die das Erscheinungsbild verändern sollen.