Den „perfekten Körper“ gibt es nicht: „Du bist gut so, wie du bist“ hilft Eltern, ihre Kinder vor Essstörungen zu bewahren
Den „perfekten Körper“ gibt es nicht: „Du bist gut so, wie du bist“ hilft Eltern, ihre Kinder vor Essstörungen zu bewahren
Von den Medien verbreitete Schönheitsideale und gesellschaftlich verankerte Rollenmodelle tragen dazu bei, dass Essstörungen bei Jugendlichen dramatisch zunehmen. Das aktuelle Buch "Du bist gut so, wie du bist!" der kanadischen Psychologin Dr. Catherine Senécal bietet neue Denkansätze und vermittelt konkreten Rat, um eine gesunde Beziehung zum Körper aufzubauen.
Topmodels und Superstars …
Facebook und Instagram, GNTM oder DSDS – Kinder und Jugendliche leben in einer Welt, in der vor allem das Aussehen darüber entscheidet, wie beliebt und erfolgreich jemand ist. Fast die Hälfte aller Jungen und Mädchen in der Pubertät sind unzufrieden mit dem eigenen Körper. Daher setzen sie manchmal buchstäblich ihr Leben aufs Spiel, um ihr Äußeres an vermeintliche Vorbilder anzupassen. Obwohl ein enger Zusammenhang zwischen einer negativen Körperwahrnehmung und der Entwicklung von Essstörungen besteht, stehen Eltern und Lehrer dieser Entwicklung oft hilflos gegenüber, solange überkommene Rollenklischees und Schönheitsideale das gesellschaftliche Klima bestimmen.
Die kanadische Psychologin Dr. Catherine Senécal engagiert sich seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich für Menschen mit Magersucht oder Bulimie. Als Expertin für die Behandlung von Essstörungen aller Art befasst sie sich in der deutschen Erstausgabe ihres Buches mit dem aktuellen Forschungsstand und gibt ein leicht verständliches, praktisches Kompendium an die Hand, um Heranwachsende dabei zu unterstützen, eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper und zur Ernährung aufzubauen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Eltern, die durch das eigene positive Beispiel und eine gemeinsame Esskultur die Individualität ihrer Kinder stärken.
Konsequenzen des Körperbildes
Unter Körperbild verstehen Experten zum einen die Wahrnehmung der Erscheinung des eigenen Körpers, zum anderen die emotionalen Antworten auf diese Wahrnehmung. Es handelt sich dabei um eine dynamische Wahrnehmung des eigenen Körpers, wie er aussieht, wie man ihn spürt und wie er sich bewegt. Diese Wahrnehmung kann sich je nach Laune, körperlicher Erfahrung und Umwelt ändern. So kann sich ein Mensch mit einem normalen Gewicht durchaus mollig fühlen oder finden. Genauso gut kann sich ein Mensch mit Übergewicht ganz wohl in seiner Haut fühlen. Deshalb sei in psychologischer und sozialer Hinsicht noch viel Arbeit zu leisten, um falsche Überzeugungen in Bezug auf den „idealen Körper“ abzubauen.
„Diese Überzeugungen sind mitverantwortlich für die Probleme, die viele Kinder mit ihrem Körperbild haben, und das bereits von klein auf“, weiß Dr. Senécal auch aus ihrer Forschungsarbeit als Gründerin der CHANGE-Kliniken für kognitive Verhaltenspsychologie in Montréal (Kanada). So haben Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren bereits ein eigenes Körperbild entwickelt; und die Pubertät ist aufgrund der körperlichen und hormonellen Veränderungen eine Schlüsselphase für die Entwicklung von Essstörungen. Deshalb sei es wichtig, bereits im Vorschulalter und während der ganzen Kindheit an einem positiven Körperbild zu arbeiten.
Kampf gegen Klischees
Aus Sicht vieler Eltern scheint man von vornherein auf verlorenem Posten zu stehen bei dem Versuch, Essstörungen verhindern zu wollen. Schließlich ist unsere Welt voller Werbung, in der Frauen als Objekte dargestellt werden, und in der ein ganzer Industriezweig mit dem Thema Gewichtsreduktion jedes Jahr Milliarden Dollar umsetzt. Doch gibt es klinische Beweise, die durchaus ermutigend sind und den Schluss nahelegen, dass Vater oder Mutter sehr wohl Einfluss auf das Körperbild ihrer Kinder nehmen und zur Prävention einer Essstörung beitragen können. „Sie müssen also Ihrem Kind dabei helfen, den Medien gegenüber eine kritische Einstellung zu entwickeln, aber auch gegenüber Aussagen und Einstellungen von Menschen in seinem Umfeld. Wir sollten auch hier als Vorbild dienen und uns daran erinnern, dass die Familie immer die erste soziale Erfahrung eines Kindes ist“, empfiehlt die Autorin.
Darüber hinaus bietet ihr Buch konkrete und fundierte Techniken, damit Eltern ihrem Kind helfen, sein natürliches Gewicht zu respektieren, sich intuitiv zu ernähren und die Prinzipien der achtsamen Ernährung zu berücksichtigen. Familien können den „Figurwahn“ bekämpfen, „indem wir eine gesunde Beziehung zu unserem Körper und zum Essen aufbauen, die authentisch ist und mit den Werten in Einklang steht, die wir unseren Kindern vermitteln möchten“.
Buch-Tipp:
Du bist gut so, wie du bist! So befreien Sie Ihr Kind vom Figurwahn. Mankau Verlag 2019, Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 222 Seiten, € 16,90 (D) / € 17,40 (A), ISBN 978-3-86374-544-8.
Link-Empfehlungen:
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