
Barbara Simonsohn: „Die Linde ist wie ein Geschenk des Himmels für den modernen Menschen!“
Artikel: Barbara Simonsohn: „Die Linde ist wie ein Geschenk des Himmels für den modernen Menschen!“
Barbara Simonsohn: „Die Linde ist wie ein Geschenk des Himmels für den modernen Menschen!“
Interview mit der Heilpflanzen-Expertin und Bestseller-Autorin zur „Heilpflanze des Jahres 2025“
„Alle Pflanzenteile der Linde sind essbar: Blatt, Blüte, Knospe, Samen und Rinde. Ihre Vitalstoffdichte und Fülle an bioaktiven Substanzen und Antioxidantien sind beeindruckend. Damit schafft die Linde einen willkommenen Ausgleich zu unseren oftmals ‚ausgelaugten‘ Nahrungsmitteln. Als ‚Heilpflanze des Jahres 2025‘ überrascht der Lebensbaum nicht nur durch seine erstaunlichen Heilkräfte auf körperlicher Ebene, sondern auch auf seelischer: Die Linde löst Ängste, hellt die Stimmung auf und hilft bei Aufmerksamkeitsdefizit und Schlafstörungen.“ Heilpflanzen-Expertin Barbara Simonsohn, Autorin des Kompakt-Ratgebers „Die Linde – Baum der Heilung und Harmonie“, beschreibt die zahlreichen Einsatzgebiete und Heilwirkungen des „Kultbaums“, dessen Pflanzenteile sie auch selbst gern für ihre Gesundheit nutzt.
Ihr neuester Kompakt-Ratgeber widmet sich der Linde, die seit Jahrhunderten als Baum der Heilung und Harmonie gilt. Noch vor der Eiche ist die Linde in Deutschland der meistbesungene und in Namen, Bildern und Wappen am häufigsten genannte und gezeigte Baum. Welche Beispiele finden Sie dafür in unserem kulturellen Erbe, und was ist davon heute noch übrig?
Barbara Simonsohn: Zum einen gibt es etwa 1000 Dorf- und Städtenamen, in denen die Linde verewigt ist, wie zum Beispiel Lindau am Bodensee. Dann waren Sie sicher schon einmal in einem „Gasthof zur Linde“. Die Dorflinde war früher nämlich der Mittelpunkt dörflichen Lebens. Unter ihr wurde getanzt, gefeiert und geheiratet. Noch heute gibt es Tanzlinden, unter und sogar in denen unsere Vorfahren das Tanzbein schwangen, und dieser Brauch kommt jetzt wieder auf. Auch wurde früher unter den Thing- oder Gerichtslinden Recht gesprochen, weil man sich erhoffte, unter dem Baum, in dem man den Geist der Liebesgöttin Freya vermutete, würden die Urteile milder, also „linder“, ausfallen. Die Linde galt und gilt als Friedensbaum und wurde vielerorts zu Anlässen wie Friedensschluss oder Wiedervereinigung gepflanzt. Viele Klöster haben „Marienlinden“; früher waren die meisten davon „Freyalinden“, aber im Zuge der Christianisierung war heidnischer Baumkult der Kirche ein Dorn im Auge, und so widmete man diesen Baum der Liebe um zum Baum der Mutter Maria. Die Linde ist noch immer Kult-, Sagen- und Mythenbaum und hat sich schon längst als Lebensbaum im Herzen des Volkes den ersten Platz erobert.
![]() Traditionell fühlen wir Menschen eine starke emotionale Bindung zur Linde. Sie gilt als Baum der Liebe, des Friedens und der Heimat und diente früher unter anderem als Tanz- und Gerichtslinde. An fast jedem Dorfplatz war ein Lindenbaum zu finden, als Versammlungsort und Mittelpunkt der Gemeinschaftslebens.
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Die Linde ist nicht nur ein besonders schöner Laubbaum, sondern nach Ihren Worten aufgrund ihrer vielfältigen Heilwirkungen „wie gemacht für unsere moderne Welt“. Was meinen Sie damit, und bei welchen Leiden unserer Zeit verspricht sie Linderung?
Barbara Simonsohn: Die Linde erscheint wie ein Geschenk des Himmels für den Menschen der heutigen Zeit. Alle ihre Teile sind essbar: Blatt, Blüte, Knospe, Samen und Rinde. Ihre Vitalstoffdichte und Fülle an bioaktiven Substanzen wie Polyphenolen sind beeindruckend. Nahrungsmittel weisen immer weniger Vitalstoffe auf, aufgrund falscher Züchtungsziele, ausgelaugter Böden und langer Transportwege. Hier schafft die Linde einen willkommenen Ausgleich. Die Linde hilft bei Bluthochdruck, einem erhöhten Blutzuckerspiegel und Energiemangel. Was mich selbst überrascht hat: dass die „Heilpflanze des Jahres“ so hilfreich auch auf der seelischen Ebene wirkt. Sie löst Ängste, wirkt stimmungsaufhellend, hilft bei Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Nervosität, Melancholie, Sorgen, Trauer und Schlafstörungen.
Ihre Bücher sind bekannt dafür, nicht nur volksmedizinische Anwendungen aufzuzählen, sondern auch die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft zu benennen. Welche Studien zur Wirkungsweise der Lindeninhaltsstoffe haben Sie besonders beeindruckt?
Barbara Simonsohn: Die angstlösende und stimmungsaufhellende Wirkung der Linde ist gut belegt. Flavonoide in Lindenblättern wie Quercetin mildern depressive Verstimmungen. Auch Glykosylderivate wirken auf das Zentralnervensystem als natürliches Antidepressivum. Lindenknospen fördern die Bildung von GABA, einem Neurotransmitter. Linde kann Schlaganfällen vorbeugen und die Symptome lindern. Zahlreiche Studien belegen die antientzündliche und antibakterielle Wirkung von Linden-Extrakten; sie wirken sogar gegen multiresistente Krankenhauskeime, aber auch gegen pathogene Viren und Pilze wie Candida albicans. Zum Thema Krebs gibt es bisher erst Laborversuche, aber diese zeigten, dass die Polyphenole in der Linde gegen alle Arten von menschlichen Krebszellen aktiv sind.
![]() Die Heileigenschaften der Linde – ob in Blüten, Blättern, Knospen, Rinde oder Samen – scheinen wie gemacht für unsere moderne Welt, in der immer mehr Menschen unter Schlaf- und Angststörungen, Nervosität und Überforderung leiden. Die „Heilpflanze des Jahres 2025“ lindert nachweislich all diese Probleme und noch viele mehr. |
Die Inhaltstoffe der Linde verfügen insbesondere über antioxidative Eigenschaften. Welche Pflanzenteile sind hier besonders wirksam, und was unterscheidet diese von anderen Heilpflanzen mit vergleichbaren Eigenschaften?
Barbara Simonsohn: Tatsächlich enthalten sämtliche Teile des Lindenbaums zahlreiche antioxidativ wirkenden Substanzen; diese Antioxidantien schützen vor freien Radikalen, die an der Entstehung von so gut wie jeder Krankheit beteiligt sind und vorzeitige Alterungsprozessen fördern. In den Blüten finden sich Farnesol, Glykoside und Phenolsäuren, in den Blättern vor allem Linarin, Gerbsäuren und Harzsäuren, in den Samen oder Früchten Flavonoide und Vitamin E, in den schmackhaften Knospen in erster Linie Anthozyane und Sesquiterpene, im Lindenholz vor allem Steroide und Triterpene. Selbst der Lindenbast hat ein hohes antioxidatives Potenzial.
In der Volks- und Hausmedizin wird der Lindenblütentee bei Erkältungskrankheiten und zur Beruhigung eingesetzt. Welche weiteren Anwendungsgebiete und Einsatzmöglichkeiten gibt es noch für die Linde?
Barbara Simonsohn: Lindenblütentee wirkt nicht nur gegen zu hohes Fieber und bei Erkältungen, sondern auch als nebenwirkungsfreies Schlafmittel und bei Eisenmangel. Lindenholzkohle wirkt bei Durchfall, Darmentzündungen und Schwermetallbelastung und äußerlich bei Mundgeruch und Zahnfleischentzündungen. Ein kühler Umschlag aus Lindenblüten- oder Blättertee beruhigt die Haut bei Sonnenbrand und Insektenstichen. Lindenrinde und Lindenblätter wirken äußerlich angewendet als Wundheilmittel. Cremes auf Lindenbasis, die man leicht selbst herstellen kann, wirken Pickeln und Falten entgegen. Stark gebrühter Lindenblütentee schenkt glänzendes Haar. Lindenknospen, -blätter und -blüten beruhigen das Herz und die Nerven. Linden-Extrakte lassen einen zu hohen Blutzuckerspiegel sinken und verbessern die Insulinsensitivität.
Blüten, Blätter und andere Teile des Baumes sind essbar und völlig ungiftig, und Zubereitung sowie Anwendung können unkompliziert zu Hause durchgeführt werden. Was empfehlen Sie interessierten Leserinnen und Lesern zum Einstieg, und worauf sollte unbedingt geachtet werden?
Barbara Simonsohn: Zu jeder Jahreszeit hat die Linde etwas zu bieten. Im Winter und Frühjahr kann man die Knospen als Power-Nahrung ernten, im Frühling die jungen Blätter für einen leckeren Wildkräuter-Salat, im Sommer die Blüten für Tees und Salben, und im Herbst die köstlichen Samen, die im Müsli oder im Salat fein schmecken. Grüne frische Blätter wachsen aus Stamm und Wurzel bis zum Frost nach und eignen sich für Pestos, Salate und Smoothies. Jeder kann ganz einfach ein Nahrungsergänzungsmittel aus Lindenblättern herstellen: Bei Rohkosttemperatur Lindenblätter trocknen, nach Bedarf in einer Kaffeemühle pulverisieren. Einen Teelöffel in einen Smoothie oder Salat geben oder im Schüttelbecher in Wasser auflösen und trinken. Beim Joggen zupfe ich mir oft Lindenblätter oder –knospen ab und esse sie an Ort und Stelle. Beachten braucht man in meinen Augen gar nichts, weil alle Teile des Baums völlig ungiftig sind. Außerdem schmecken sie alle gut, Blätter, Blüten, Knospen und Samen.
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