
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard und Sabine Bäumer: „Die ‚fantastischen Fünf‘ der Frauenheilpflanzen bringen sanft wieder alles in Einklang, was hormonell durcheinandergerät“
Artikel: Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard und Sabine Bäumer: „Die ‚fantastischen Fünf‘ der Frauenheilpflanzen bringen sanft wieder alles in Einklang, was hormonell durcheinandergerät“
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard und Sabine Bäumer: „Die ‚fantastischen Fünf‘ der Frauenheilpflanzen bringen sanft wieder alles in Einklang, was hormonell durcheinandergerät“
Interview mit den beiden Expertinnen für Frauengesundheit
„Mönchspfeffer, Frauenmantel, Lavendel, Traubensilberkerze und Rosenwurz vereinen als Frauenheilpflanzen traditionelle Erfahrungsheilkunde mit moderner Phytotherapie: Sie wirken regulierend auf das weibliche Hormonsystem, stärken die Stressresistenz und unterstützen das emotionale Gleichgewicht – sanft, aber hochwirksam. Mit ihrer Hilfe können Frauen ihre Gesundheit eigenverantwortlich und naturverbunden gestalten.“ Prof. Dr. Ingrid Gerhard und Fachapothekerin Sabine Bäumer möchten mit ihrem Kompakt-Ratgeber „Mönchspfeffer, Frauenmantel & Co.“ altes Heilwissen mit moderner Wissenschaft verbinden und Frauen in allen Lebensphasen verlässliche pflanzliche Helfer zur Seite stellen.
Mit „Mönchspfeffer, Frauenmantel & Co.“ stellen Sie erstmals die wichtigsten Heilpflanzen der Frauengesundheit in den Mittelpunkt. Was hat Ihre Auswahl inspiriert, und was ist das Ziel Ihres Buches?
Sabine Bäumer: Als Medizinerin und als Apothekerin möchten wir Frauen gemeinsam sanfte Wege zu mehr Wohlbefinden zeigen. Die Inspiration für dieses Buch kam nicht allein aus der Fachliteratur – sie wuchs aus den vielen Gesprächen, Mails, Anfragen, die die Bedürfnisse der Frauen klar widerspiegelten. Als Phytopharmakologin habe ich tiefen Einblick in die Wirkweisen und Zusammenhänge der Pflanzenheilkunde. Dieses Wissen erlaubt es, nicht nach persönlicher Vorliebe, sondern nach Wirksamkeit, Verträglichkeit und wissenschaftlicher Evidenz die Heilpflanzen auszuwählen, die Frauen wirklich unterstützen können – sanft, natürlich und frei von belastenden Neben- oder Wechselwirkungen. Wir wollten pflanzliche Begleiter finden, die nicht fordern, sondern fördern und stärken – für mehr Balance im Alltag sorgen, ohne chemische Keulen, aber mit der Kraft und der Intelligenz der Natur. Heilpflanzen wie Mönchspfeffer oder Frauenmantel begleiten uns seit Jahrhunderten, oft leise und unbeachtet, obwohl sie auf bemerkenswerte Weise wirken. Ziel unseres Buches ist es, altes Heilwissen mit moderner Wissenschaft zu verbinden und Frauen in allen Lebensphasen eine pflanzliche Hausapotheke an die Hand zu geben. Es ist eine Einladung, die eigene Gesundheit eigenverantwortlich und naturverbunden zu gestalten – mit Wurzeln in der Erde und Blick auf die innere Balance. So wie es Maria Treben früher machte, mit der Erfahrung von damals und dem evidenzbasierten Wissen von heute, was genau wo wirkt.
Das hormonelle Gleichgewicht verändert sich über die Lebensphasen hinweg, und jede Phase bringt ihre eigenen Herausforderungen und Chancen mit sich. Welche sind dies, und welche Maßnahmen sind besonders geeignet, um die Balance zu fördern?
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard: Das weibliche Hormonsystem gleicht einer inneren Jahreszeitenuhr: Die Kindheit und die jungen Frauen symbolisieren den Frühling der Frau – unberührt, im Wachstum; die fruchtbaren Jahre, die Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, aber auch „kleine Frauenthemen“ mit sich bringen, entsprechen dem kraftvollen Sommer. Die Wechseljahre symbolisieren den Herbst – mit reicher Ernte, aber auch mehr oder weniger heftigen Stürmen; und das Alter schließlich steht für den Winter – ruhig, weise, alles in der Ordnung. Jede Phase bringt eine neue Aufgabe: Pubertät fordert Orientierung, das Wochenbett verlangt Heilung, die Wechseljahre brauchen Stabilität. Und stets geht es um Balance – nicht um Perfektion, die viele Frauen dennoch von sich fordern. Balance lässt sich fördern durch ein Zusammenspiel aus naturheilkundlicher Begleitung, bewusster Ernährung, Bewegung, Achtsamkeit und Me-Time – und natürlich durch Heilpflanzen, die genau dort ansetzen, wo das System aus dem Takt gerät.
Störungen im sensiblen „Uhrwerk“ bringen das weibliche Wesen aus dem Takt und verursachen eine Reihe von Beschwerden. Mit welchen hormonell bedingten Leiden haben Frauen zu kämpfen, und welche Heilmittel versprechen hier Linderung?
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard: Wenn das fein abgestimmte Hormonorchester aus dem Takt gerät, klingt das Leben plötzlich dissonant: Zyklusstörungen und -beschwerden, PMS, unerfüllter Kinderwunsch, Endometriose, polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Myome, Müdigkeit und Erschöpfung, mentale Achterbahnfahren, Wechseljahresbeschwerden – all diese Probleme sind Ausdruck hormoneller Dysbalancen, die nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belasten. Hier setzen Heilpflanzen als stille Helferinnen an: Mönchspfeffer reguliert die Hypophysenfunktion und harmonisiert den Zyklus. Frauenmantel wirkt unterstützend und sanft bei Menstruationsbeschwerden und zahlreichen anderen Frauenthemen. Traubensilberkerze lindert Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren. Wenn sich das Gedankenkarussell dreht und man den Knopf zum Anhalten sucht, ist Lavendel sehr hilfreich; Rosenwurz dagegen schenkt die nötige Power, wenn der Motor zu schnell abschaltet bei dem alltäglichen Wahnsinn, den viele Frauen stemmen müssen. Diese Pflanzen wirken nicht wie ein Hammer, sondern sensibel, einfühlsam – sie bringen sanft wieder alles in Einklang, was hormonell durcheinandergerät.
![]() Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) eignet sich hervorragend zur Regulierung des weiblichen Hormonhaushalts und hat sich unter anderem in der Behandlung von Beschwerden wie dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) und Menstruationsstörungen bewährt. Mit der Auszeichnung als „Heilpflanze des Jahres 2022“ wurden seine lange historische Bedeutung sowie seine fortlaufende Relevanz in der modernen Phytotherapie, insbesondere in der Frauenheilkunde, gewürdigt.
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Neben Ernährung und Bewegung, Schlaf oder Stress sind es zunehmend vor allem Belastungen aus der Umwelt, die den weiblichen Zyklus beeinflussen können. Welche chemischen oder physikalischen Einflüsse sind hier zu nennen, und wie kann frau sich davor schützen?
Sabine Bäumer: Unsere moderne Umwelt ist voll unsichtbarer Störenfriede: Endokrine Disruptoren – wie Bisphenol A (BPA), Phthalate oder Parabene, versteckt in Kunststoffen, Kosmetika oder Reinigungsmitteln – wirken wie Hormonkopien und täuschen unseren Körper, indem sie sich wie Pattex an unsere Rezeptoren binden und zu Dauerimpulsen führen. Elektrosmog durch ständige Erreichbarkeit stört den Schlaf-Wach-Rhythmus. Lichtverschmutzung beeinflusst die nächtliche Melatoninbildung, was sich auf den weiblichen Zyklus auswirken kann und den notwendigen Reset durch den Schlaf beeinträchtigt. Um sich zu schützen, braucht es keine radikale Askese, sondern bewusste Entscheidungen: Natur statt Chemie, Glas statt Plastik, Offline-Zeiten statt Dauererreichbarkeit.
Auch psychische Belastungen, wie Ängste, Traumata oder Depressionen wirken sich tiefgreifend auf die hormonelle Balance aus, weil sie direkt in die Steuerzentrale der Hormone eingreifen. Wie können Psyche und Hormone stabilisiert werden?
Sabine Bäumer: Die Seele spricht über den Körper – und das Hormonsystem ist ein ganz sensibler Zuhörer. Stress, Angst, Emotionen greifen direkt in den Hypothalamus, die Steuerzentrale unserer Hormone, ein. Cortisol wird zum Dauergast, Progesteron zieht sich zurück – und plötzlich fühlt sich das Leben an wie ein aus dem Gleichgewicht geratenes Uhrwerk. Stabilität entsteht nicht durch Wegdrücken und Ignorieren, sondern durch Zuwendung und Achtsamkeit, denn der Körper sendet uns stille Warnsignale, die gehört werden wollen. Heilpflanzen, die ätherische Öle und Flavonoide enthalten, wie Ginkgo, Melisse oder Lavendel, schenken der Seele Halt und beruhigen die Emotionen durch direkte Rezeptorwirkung. Adaptogene wie Ashwagandha oder Rhodiola helfen dem Körper, Stress, genauer gesagt, das Cortisol besser zu bewältigen. Dazu bieten Rituale, Meditationen und Auszeiten gute Möglichkeiten, aus dem Überleben- in den Lebensmodus zurückzufinden. Man könnte sagen: Rückbesinnung, emotionale Ausgeglichenheit und Selbstfürsorge sind das beste Hormontherapeutikum – aber wer schafft das schon im Alltag zwischen Job, Kindern und anderen Aufgaben!
![]() Stress, Ängste und andere psychische Belastungen wirken sich tiefgreifend auf die hormonelle Balance aus, weil sie direkt in die „Steuerzentrale“ der Hormone eingreifen. Unser Organismus schaltet auf Überlebensmodus und erhöht die Ausschüttung des „Stresshormons“ Cortisol, während Progesteron, Östrogen, Testosteron und Schilddrüsenhormone sinken. Wohl der Frau, die für solche Phasen die richtigen pflanzlichen Begleiter kennt und für alle Fälle hilfreiche Entspannungstechniken beherrscht!
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Die „fantastischen Fünf der Frauenheilkunde“ sind seit Jahrhunderten und in vielen Kulturen als hilfreiche Begleiter bekannt und bewährt. Welche Rolle spielen Mönchspfeffer, Frauenmantel & Co. in der modernen Medizin und Pharmazie?
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard: Die „fantastischen Fünf“ – Mönchspfeffer, Frauenmantel, Lavendel, Traubensilberkerze und Rosenwurz – sind mehr als Kräuter. Als Heilpflanzen für die Frauengesundheit vereinen sie traditionelle Erfahrungsheilkunde mit moderner Phytotherapie: Sie wirken regulierend auf das Hormonsystem, stärken die Stressresistenz und unterstützen das emotionale Gleichgewicht – sanft, aber hochwirksam. Moderne Studien bestätigen heute, was Hebammen, Heilerinnen und Kräuterkundige schon vor Jahrhunderten wussten: Die pflanzlichen Wirkstoffe greifen gezielt in hormonelle Regelkreise ein, wirken antientzündlich, krampflösend, stimmungsaufhellend – und das mit einem beeindruckend günstigen Nebenwirkungsprofil. In der modernen Phytotherapie sind sie ein essenzieller, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil geworden. Ihre Rolle wächst – nicht als Konkurrenz zur Schulmedizin, sondern als deren kluge Ergänzung.
Im Unterschied zu synthetischen Arzneimitteln bieten Heilpflanzen den Vorteil natürlicher Wirkstoffkombinationen und sind oft besser verträglich. Wodurch werden Qualität und Wirksamkeit der Naturheilkunde gewährleistet?
Sabine Bäumer: Heilpflanzen sind Teamplayer, die sich durch ihre Vielzahl an Inhaltsstoffen gegenseitig ergänzen und in ihrer Wirkung verstärken. Diese Komplexität ist ein großer Vorteil, aber auch eine Herausforderung für die moderne Pharmazie. Pflanzliche Extrakte sind als Unikate eine besondere medizinische Disziplin – mit standardisierten Extrakten, geprüfter Qualität und nachweisbarer Wirksamkeit. Hierbei raten wir definitiv davon ab, sich von günstigen Angeboten und hohen Versprechungen im Internethandel blenden zu lassen – verlässliche pflanzliche Präparate erhalten Sie mit Beratung und Sicherheit in der Apotheke.
![]() Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard |
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