Interview mit Namiah Bauer: „... und ab da stand fest: Ich werde Kinderwunschberaterin“
Interview mit Namiah Bauer: „... und ab da stand fest: Ich werde Kinderwunschberaterin“
„Oft haben Paare das Bild von einem süßen Baby im Kopf, welches sie in Gedanken schon in den Armen halten. Dabei vergessen sie gerne, dass Leben schon viel früher beginnt. Ich versuche, Kinderwunschpaaren zu vermitteln, dass dieses Baby eine Kinderseele ist, ein feines Licht, welches aus dem Himmel den Weg auf die Erde sucht. Diese Seele braucht eine Verbindung zu ihren Eltern.“ Namiah Beatrix Bauer, Autorin des Ratgeber-Buches „Freudensprung. Wie das Wunschkind leichter zu dir kommt“, erzählt im Gespräch über ihren eigenen Lebensweg, ihre Arbeit als Kinderwunschberaterin sowie den Schmerz, den die Bilder von glücklichen, schönen und erfolgreichen Schwangeren bei jeder Kinderwunschfrau auslösen können.
Für viele Frauen und Paare ist der unerfüllte Kinderwunsch eine extrem belastende Situation. Sie geben Ihre persönlichen Erfahrungen heute als Kinderwunschberaterin an Betroffene weiter. Wie sind Sie zu dieser Berufung gekommen?
Namiah Bauer: Ich kann mich sehr gut an den Moment erinnern, als ich vor lauter Kummer nicht schlafen konnte und am PC nach „Kinderwunsch“ gegoogelt habe. Vor mir tat sich eine völlig neue Welt auf, denn als Mutter von zwei Kindern hatte ich keine Ahnung, dass mit mir Millionen Frauen auf ihr Baby warten. In Sekundenschnelle fühlte ich mich wie vom Blitz getroffen, und ab da stand fest: Ich werde Kinderwunschberaterin. Diese Vision hat mich nie wieder losgelassen, obwohl ich selbst noch viele Jahre mit einem unerfüllten Kinderwunsch gelebt habe. Am Anfang hatte ich überhaupt keinen Plan, wie ich jemals diesen Beruf erlernen kann. Ich wurde eine Suchende nach einer Ausbildung, die es nicht gab. Und letztendlich bin ich über die Jahre in die Kinderwunschberaterin „hineingewachsen“ – ein langer Weg mit vielen Hochs und Tiefs. Heute bin ich überglücklich, diese erfüllende Aufgabe gefunden zu haben.
Sie begleiten Frauen in der Kinderwunschzeit, aber auch in Trauerphasen bei Fehl- und Totgeburten. Woher stammt die Kraft, um in derartigen Lebenskrisen Mut machen zu können?
Namiah Bauer: Es sind meine eigenen Erfahrungen und auch Verluste, die mich stark machen, genau diese Arbeit zu tun. Darüber hinaus hilft mir meine spirituelle Sichtweise, den Tod nicht als etwas Endgültiges zu sehen – damit verliert er an Schwere, und mir fällt es leichter, die richtigen Worte für die Trauernden zu finden. Trotzdem erinnere ich mich gut an meine Angst, über Tod zu sprechen. Bis mir irgendwann klar wurde: Geburt und Tod gehören zusammen. Ich kann nicht zu dem einen Ja sagen und das Unangenehme ablehnen. Meine Fähigkeit, mit Kinderseelen zu kommunizieren und ihre Botschaften weiterzugeben, ist für mich eine große Hilfe in der Trauerarbeit. Auf der Seelenebene bringe ich Mütter mit ihrem Kind neu in Kontakt. Diese Begegnungen sind sehr heilsam, und die Frauen lernen, den Verlust anzunehmen.
Beinahe täglich berichten Boulevard-Magazine über irgendwelche Promis oder Prinzessinnen und ihren Nachwuchs. Zu einer erfolgreichen Lebensplanung scheint neben Traumjob und perfektem Partner auch das Babyglück zu gehören. Welche Ursachen und Folgen hat dieser gesellschaftliche Leistungsdruck Ihrer Meinung nach?
Namiah Bauer: Die Bilder von glücklichen, schönen und erfolgreichen Schwangeren können jede Kinderwunschfrau in eine totale Krise bringen. Ein bohrender Schmerz – gemischt aus Neid, Wut und Trauer –, der sich vom Herz aus im ganzen Körper breitmacht. Die Folge ist, dass der Kinderwunsch immer mehr in den Kopf wandert und von dort gesteuert wird. Die Frauen verlieren den Kontakt zu ihrem Körper, das weibliche Selbstbewusstsein sinkt auf null und macht dem Gefühl Platz, als Frau versagt zu haben. Von Monat zu Monat wird der Leidensdruck größer, und über die Lebensfreude legt sich ein dunkler Schatten. Das wiederum veranlasst viele Paare, sich recht schnell für eine Kinderwunschklinik zu entscheiden.
Mit einem unerfüllten Kinderwunsch kommt man nicht daran vorbei, sich mit den medizinischen Fakten auseinanderzusetzen – doch wird die emotionale und spirituelle Dimension dabei oft vernachlässigt. Was ist notwendig, damit das Wunschkind zu seinen Eltern findet?
Namiah Bauer: Oft haben Paare das Bild von einem süßen Baby im Kopf, welches sie in Gedanken schon in den Armen halten. Dabei vergessen sie gerne, dass Leben schon viel früher beginnt. Ich versuche, Kinderwunschpaaren zu vermitteln, dass dieses Baby eine Kinderseele ist, ein feines Licht, welches aus dem Himmel den Weg auf die Erde sucht. Diese Seele braucht eine Verbindung zu ihren Eltern. Das funktioniert aber nur, wenn diese nach innen gehen und mit dem Herz fühlen. Über diese Liebesverbindung bekommt die Seele Vertrauen, und das erleichtert ihr die Reise zu den Eltern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, auf die körperliche Ebene zu schauen und die angestauten Emotionen rauszulassen. Das kann auch heißen, die ganze Wut rauszuschreien und frei zu werden für einen Neustart.
Obwohl das Thema inzwischen gesellschaftlich anerkannt ist, fokussiert sich die Diskussion fast ausschließlich auf Frauen. Männer kommen immer noch zu kurz und stehen allein da mit ihren Gefühlen. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrer Arbeit mit den „Wunschvätern“ gemacht?
Namiah Bauer: Erstmal vorab, bisher hat sich noch kein Mann von allein für eine Einzelberatung bei mir gemeldet. Die Frauen gehen los und suchen Hilfe. Sie fühlen sich verantwortlich, denn schließlich „funktioniert“ ihr Körper nicht. Die Männer bleiben lieber zu Hause und machen den Kinderwunsch mit sich selbst aus. Das erlebe ich immer wieder. Wenn ein Mann allerdings den Weg zu mir findet, ist er extrem dankbar, dass er endlich Raum bekommt – mal alles aussprechen kann und Fragen stellen darf. Außerdem übernehmen die Wunschväter gerne Tipps im Alltag, die die Frauen aus meinem Coaching mit nach Hause bringen. Zum Beispiel hat ein Mann während der Zeit des Transfers in der Kinderwunschklinik stets ein Teelicht für die Kinderseele entzündet.
Es ist Ihr Wunsch, dass sich Reproduktionsmedizin, alternative Methoden und die Seelenwelt für ein gemeinsames Ziel verbinden. Was ist bislang von dieser ganzheitlichen Vision erreicht worden?
Namiah Bauer: Am Anfang war es tatsächlich nur eine Vision, mit Paaren zu arbeiten, die in eine Kinderwunschklinik gehen. Oder eine Klinik mit meiner Arbeit zu unterstützen und Experten aus den verschiedensten Bereichen zu finden, die für die Wunschkinder zusammenkommen. Ein langer Weg – meist bin ich auf Ablehnung gestoßen, wenn ich von einer neuen Sicht beim Kinderwunsch gesprochen habe. Im Rückblick würde ich sagen, es war ein innerlicher Wachstumsprozess, der mich heute mutig über Seelenwelt reden lässt. Heute freue ich mich besonders, dass gerade viele Paare zu mir finden, die sich für eine künstliche Befruchtung entschieden haben. Im Laufe der Zeit ist ein Netzwerk um mich herum entstanden, in dem sich Therapeuten und Heilpraktiker befinden, die den Kinderwunsch ganzheitlich betrachten. Und ich bin mir sicher, dass es weiterwachsen wird und die Zusammenarbeit in der Zukunft immer wichtiger wird.
Buch-Tipp:
Namiah Beatrix Bauer: Freudensprung. Wie das Wunschkind leichter zu dir kommt. Mankau Verlag 2019, Klappenbroschur 13,5 x 21,5 cm, 206 S., 16,95 Euro (D) / 17,50 Euro (A), ISBN 978-3-86374-512-7.
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