Das Geschäft mit der Angst
Das Geschäft mit der Angst
Mit tiefenpsychologischer Aufklärung wendet sich Andreas Winter gegen die „Angstindustrie“
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Ereignis in den Medien dafür sorgt, dass Menschen von Ängsten beherrscht werden. Entsprechend erfolgreich sind Psychotherapeuten wie Politiker, die mit vermeintlichen Patentrezepten aufwarten. Doch Angst ist kein guter Ratgeber und außerdem nicht zu besiegen, wenn nicht die wahren Ursachen aufgedeckt werden.
Angst hat Hochkonjunktur
In Zeiten, wo reale oder vermeintliche Bedrohungen in Echtzeit über die Bildschirme flimmern, haben Ängste und Sorgen Hochkonjunktur. An jeder Ecke, in jedem Medium, in vielen Institutionen wird Angst erzeugt, geschürt und verbreitet. Subtil, indirekt und doch sehr effektiv. Fast jeder hat irgendeine Form von Abscheu, Vorbehalten, Befürchtungen oder Panik. Über sieben Millionen Deutsche leiden sogar unter einer diagnostizierten spezifischen Phobie, Tendenz steigend.
Andreas Winter, Diplom-Pädagoge und Leiter eines großen Iserlohner Coaching-Instituts, stellt fest: „Denn Angst ist ein gutes Geschäft, genauer gesagt: Das Gegenmittel zur Angst bringt den Profit.“ Hunderte seiner Klienten haben dagegen durch ein Gespräch ihre Ängste aufgelöst. Zuvor hatten viele dieser Menschen eine Odyssee von Psychotherapiestunden hinter sich und Dutzende Ratgeberbücher gelesen. Doch selten wurde ihre Angst so therapiert, dass sie von der Ursache her restlos verschwand und auch nicht später auf anderer Ebene wieder auftrat. Dass dies dennoch möglich ist, und zwar präzise, einfach und in kürzester Zeit, ist vielleicht nicht immer im Interesse der Medizinindustrie, aber sicher im Interesse der Betroffenen.
Angstfreiheit ist Entscheidungsfreiheit
Bislang glaubte man, man wäre seinen Ängsten ausgeliefert und könne nur mit extremer Disziplin oder Beruhigungsmitteln etwas dagegen tun. Für Andreas Winter hingegen basieren Ängste und Blockaden auf Erlerntem, haben eine Schutzfunktion und lassen sich durch das Bewusstmachen der ihnen gemeinsamen Ursache mit einer Verhaltensalternative versehen: entscheiden statt reagieren!
Aber nicht nur psychische Symptome, wie die Angst vor Spinnen oder Aufzügen, lassen sich mit diesem Ansatz analysieren und leicht auflösen, sondern auch die Befürchtungen besorgter Bürger: „Wenn ein aufgrund der derzeitigen Migrationswelle verängstigter Bürger wüsste, dass die Menschen, die Tausende Kilometer hinter sich haben, viel mehr Angst haben als er selbst, dann wäre er ganz entspannt. […] Wenn die Menschen dann noch wüssten, dass der Islam keine trostspendende Religion ist, sondern ein uraltes politisches Konzept – dazu eines, das in einer humanistischen Welt kein Zukunftsmodell darstellt –, und diese Menschen nun zu Tausenden in genau die Länder ziehen, in denen autoritäres Einschüchtern, Gewaltbereitschaft, Respektlosigkeit keine zeitgemäßen Werte darstellen, dann wären sie nicht nur entspannt, sondern könnten sich ihrer wichtigen Vorbildfunktion bewusst sein.“ Gewohnt provokant verbindet Winter auch in seinem neuen Buch den therapeutischen Ansatz mit einem politischen Anspruch.
Angstfreiheit und Menschenwürde
Als Coach sollte man nach Ansicht des Autors selbst keine Angst und Vorbehalte haben, wenn man Menschen helfen will, ihre Angst zu verlieren. Die meisten Ängste seien ohnehin überflüssig, da sie meist eine Ursache haben, die weit in der Vergangenheit – z. B. in einem Kindheitstrauma – begründet liege. Aber auch andere häufig auftretende Ängste, wie etwa die vor Krankheit und Tod oder dem Anderen und Fremden, ließen sich leicht vermeiden, wenn man nur genug darüber wüsste. Andreas Winter unterscheidet hierbei zwischen Angst und Schrecken. Schrecken ist eine Reaktion auf eine akute potenzielle Bedrohung. Angst hingegen ist eine erlernte Reaktion aufgrund einer irrealen Befürchtung.
Angst ist seit Urzeiten ein Unterdrückungsfaktor für die Menschheit, um sie gefügig zu machen und auszubeuten. Noch heute versuchen Religionen oder Regierungen mit den von ihnen kontrollierten Organen, Angst zu verbreiten. Denn nur wer Angst hat, sei zu beherrschen und somit bereit, ein Leben lang seine Arbeitskraft für das scheinbare Gegenmittel von Angst einzusetzen: Waffen, Medizin, Versicherungen, Drogen, Unterhaltung und vieles mehr. Angstfreie Menschen gehen dagegen viel entspannter mit solchen Dingen um. Für den erfahrenen Coach bedeutet frei von Angst zu sein, seine Gefühle zu spüren, aber nicht unbesonnen danach zu handeln: „Angstfrei zu werden heißt entscheidungsfrei zu werden und damit ein erstrebenswertes Vorbild für jeden Menschen zu sein.“
Buch-Tipp:
Andreas Winter: Was deine Angst dir sagen will. Blockaden verstehen und überwinden. Mit Extra-Tipps gegen Panikattacken. Mankau Verlag, 1. Aufl. September 2016, Taschenbuch, 194 Seiten, 9,95 € (D) / 10,30 € (A), ISBN 978-3-86374-323-9.
CD-Tipp:
Andreas Winter: Was deine Angst dir sagen will. Blockaden verstehen und überwinden. Audiocoaching mit Selbsthypnose-Anleitung. Mankau Verlag, 1. Aufl. September 2016. Audio-CD, Gesamtlaufzeit ca. 70 Min., 15,- € (D / A), ISBN 978-3-86374-332-1.
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