Interview mit Kristina Marita Rumpel: „Jede Gebärende ist eine Göttin und Geburt eine göttliche Aufgabe!“
Interview mit Kristina Marita Rumpel: „Jede Gebärende ist eine Göttin und Geburt eine göttliche Aufgabe!“
„FlowBirthing nimmt den weiblichen Blick auf das Erleben von Schwangerschaft und Geburt ein. Uraltes weibliches Weisheitswissen ermöglicht es jeder Schwangeren, sich von innen wahrzunehmen, Verbindung zu ihrem Kind aufzunehmen und ihrer Intuition zu folgen. So gewinnt sie Vertrauen in ihren Körper und ihre Gebärfähigkeit, kann den Geburtsverlauf fließend gestalten und ihr Kind sicher und natürlich gebären.“ Kristina Marita Rumpel, die fünf Jahre nach Erscheinen ihres Ratgebers „FlowBirthing“ selbst das gleichnamige Hörbuch eingesprochen hat, erläutert im Interview, wie das Vertrauen in die weibliche Kraft natürliche Geburten fördert und eine neue selbst-bewusste Geburtskultur einläuten kann.
Fünf Jahre nach Veröffentlichung Ihres gleichnamigen Ratgebers erscheint nun das Hörbuch zu „FlowBirthing – Geboren aus einer Welle der Freude“. An wen wendet sich das neue Projekt?
Kristina Marita Rumpel: Die Hörbuchfassung richtet sich an junge Frauen, die Podcast-Generation, die es liebt, Inhalte über Audio-Formate aufzunehmen. An schwangere Frauen, die z. B. auf dem Weg zur Arbeit die CDs im Auto hören und sich so jeden Morgen positiv ausrichten können. Oder Mütter mit Kleinkindern, die wieder schwanger sind und denen schlicht die Muße fehlt, ein Buch zu lesen, die sich aber gut vorstellen können, zur Vorbereitung und Entspannung das Hörbuch zu nutzen.
FlowBirthing ist nicht nur der Aufbruch in eine neue Geburtskultur, sondern auch eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Was hat sich in den vergangenen Jahren Positives entwickelt?
Kristina Marita Rumpel: Zu den berührenden Momenten gehört es, wenn ich im normalen Leben Frauen treffe, die fragen „Sind Sie nicht die Frau hinter FlowBirthing?“, und deren Augen dann voller Dankbarkeit leuchten, weil sie dank FlowBirthing eine Traumgeburt hatten. Oftmals hatten die Frauen jahrelang unter einer vorherigen Trauma-Geburt gelitten, konnten diese aber dank einer zweiten würdevollen Geburt im Vertrauen auf die weibliche Kraft hinter sich lassen. Es ist eben nicht egal, wie unsere Kinder geboren werden und sich die Mütter dabei fühlen – es stellt die Weichen für ein ganzes Leben! Ich bin so unendlich dankbar, dass bereits über 60 FlowBirthing-Mentorinnen dafür arbeiten, dass Mutter und Kind gestärkt aus Schwangerschaft und Geburt hervorgehen, indem sie das uralte weibliche Weisheitswissen von Frau zu Frau weitergeben. Diese Neubelebung und Rückanbindung an die weibliche Kraft ist der Schlüssel für die neue Geburtskultur und der fruchtbare Boden von FlowBirthing, denn ohne die weibliche Kraft sind Geburten auf natürlichem Weg nicht möglich. „Natürlich“ meint dabei nicht schmerzvoll, sondern im Gegenteil: leicht, getragen, freudvoll, ja ekstatisch – das ist die Magie von FlowBirthing, die ganz selbstverständlicher Teil einer frei fließenden weiblichen Energie unter der Geburt (und im Leben!) ist. FlowBirthing ist also weit mehr als eine ganzheitliche Weise der Geburtsvorbereitung, es ist die hingebende innere Haltung dem Leben gegenüber, Weiblichsein als Geschenk und die Möglichkeit der Geburtserfahrung als einzigartige Lebenserfahrung, als Auszeichnung des Weiblichen zu sehen.
Bei Ihrem Ratgeber und dem Hörbuch handelt es sich ja nicht um einen Geburtsratgeber im herkömmlichen Sinne. Was unterscheidet FlowBirthing von anderen Angeboten und Methoden, und wo liegt der besondere Mehrwert?
Kristina Marita Rumpel: Geburtsratgeber sind häufig von einem fachlich-medizinischen Standpunkt aus geschrieben. Da ich keine Hebamme bin, sondern durch die Aufarbeitung meiner Krebserkrankung meinen Zugang zur Wertschätzung der weiblichen Kraft in jeder Frau und zum Thema Schwangerschaft und Geburt gefunden habe, nimmt FlowBirthing konsequent den weiblichen Blick auf die Zusammenhänge ein. Der weibliche Blick meint das Erleben von Schwangerschaft und Geburt von innen nach außen. Diese Perspektive ist für eine Schwangere, die ja ihr Kind in sich spürt, von unschätzbarem Wert. Sie lernt sich von innen wahrzunehmen, ihrer inneren Stimme zu vertrauen, Verbindung mit dem Baby im Bauch aufzunehmen, ihrer Intuition zu folgen. So kommt sie mehr und mehr in die weibliche Energie hinein und somit ins Vertrauen in ihren Körper und ihre Gebärfähigkeit. Diese Verbindung zur eigenen Kraft fördert das Selbst-Bewusstsein der Frauen und ihre Zuversicht und versetzt sie dann in die Lage, den Geburtsverlauf voller Vertrauen und innerer Stärke geschehen zu lassen und mitzufließen. Denken, Fühlen und Handeln finden mit FlowBirthing zusammen, und die weibliche Urkraft kann ungehindert den Geburtsprozess zum Wohle von Mutter und Kind führen. Die Geburt wird als etwas Überwältigendes und doch Bewältigbares erlebt, bei dem die Gebärende sich hingibt, den Zugang in ihre weibliche Kraft empfängt und so gestärkt auf sicherem, geführtem Weg im Zusammenspiel ihr Kind gebärt. Geburt ist dann kein schmerzhafter Trennungsprozess mehr, sondern eine Verbindungsarbeit. Der weibliche Blick macht hier den Unterschied und wirkt sich förderlich auf den Geburtsverlauf aus, da die Gebärende in ihrer Mitte ruht.
Immer mehr schwangere Frauen und werdende Eltern sehnen sich nach einer „normalen“ und „natürlichen“ Geburtserfahrung. Was ist der Grund für diesen Trend, und welche Möglichkeiten gibt es, diesen Wunsch zu erfüllen?
Kristina Marita Rumpel: Das zu hören freut mich sehr. Ich bin mir sicher, dass sich eigentlich jede Frau eine schöne, leichte, natürliche Geburtserfahrung wünscht. Was mir sagt, dass diese Sehnsucht keine romantische Träumerei der Frauen ist, sondern eine Normalität, die für jede Frau – vorausgesetzt, Mutter und Kind sind gesund – auch erreichbar ist. Umso trauriger, dass diese einzigartige weibliche Lebenserfahrung vielen Frauen verwehrt bleibt durch Interventionen in den Geburtsverlauf, die in vielen Fällen nicht medizinisch angezeigt waren, sondern schlicht administrativen Zwängen unterliegen. Leider fehlt aufgrund der hohen Kaiserschnittraten in manchen Kliniken und wegen des Hebammenmangels immer häufiger auch das Wissen, was förderlich für natürliche Geburten ist. Ganz wichtig: Geburt beginnt bereits mit der Zeugung und ist kein singuläres Ereignis, sondern der Abschluss der Schwangerschaft und Beginn des neuen Lebens. Es ist ein Transformationsprozess, welcher das Innerste nach Außen bringt. Die Natur hat den Frauen neun Monate gegeben, sich auf die Geburt einzustimmen. Die positive Ausrichtung und Betrachtung der Frau als Ganzes, also ihrer körperlichen, geistigen, emotionalen, seelischen, spirituellen Themen, sind dabei wesentlich, um die Weichen für eine freudvolle, leichte Geburt im Vertrauen auf die weibliche Kraft zu stellen. Guter Hoffnung sein und ins Vertrauen wachsen, die Herausforderung der Geburt meistern zu können, ist für die Vorbereitung auf eine natürliche Geburt entscheidend. In den FlowBirthing-Kursen und Begleitungsangeboten der FlowBirthing-Mentorinnen wird genau das gefördert: Zugang in die weibliche Kraft und somit das Ja zur Selbstverantwortung und Selbstermächtigung. Denn nur, wenn Frau weiß, was sie stärkt und was sie tun kann, ist sie auch in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und ihr Kind aus eigener Kraft zu gebären, statt sich „entbinden“ zu lassen – vom Kind und der weiblichen Kraft. Wichtig ist also Aufklärung über das förderliche weibliche Weisheitswissen um natürliche Geburten, das Frauen befähigt, aus der Angstspirale einer Angst- und Hochrisikogesellschaft auszusteigen. Wie Frauen Geburt erleben, sagt mehr über die Geisteshaltung einer Gesellschaft aus als über die natürlichen Prozesse. Es ist Zeit, dass Frauen im 21. Jahrhundert Geburt wieder als Initiation in die weibliche Kraft erleben.
Sie plädieren für eine Kombination aus Wissen und Spüren, um uraltes Frauenwissen mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Wohl der werdenden Mütter zu versöhnen. Wie lässt sich dies konkret umsetzen?
Kristina Marita Rumpel: Mit dem Kopf ist noch kein Kind geboren worden. Hingegen ist alle Weisheit dieser Welt aus der Geburtserfahrung von Frauen geflossen, denn das, was förderlich ist für natürliche Geburten, ist auch förderlich für ein lebensbejahendes, erfülltes Leben. Es ist an der Zeit, das weibliche Weisheitswissen wieder selbst-bewusst zu leben, das immer eine integrierende Sichtweise ist. Eine schwangere Frau ist die Verkörperung des weiblichen Mysteriums, da das Wesentliche im Inneren, im Dunklen, im nicht-sichtbaren Bereich stattfindet; die Schwangere kann von innen fühlen, wofür andere Geräte brauchen. Für dieses Fühlen braucht es Ruhe, Vertrauen, Hingabe, Annahme und Wertschätzung der Empfindungen, die keine Schmerzen, sondern Wegweiser sind, um sicher durch die Geburt zu kommen. Ist mir der Sinn der Wehen auf tiefer Ebene bekannt, dann nehmen die Schmerzen ab, wie es die moderne Schmerzforschung auch bestätigt. Ebenso ist inzwischen bekannt, dass der Nocebo-Effekt, also der „Schadenerwartungseffekt“, der eintritt, wenn man vom Schlimmsten ausgeht bzw. den Weg des Vertrauens verlässt, den Geburtsverlauf negativ beeinflussen kann. Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen ist das A und O für die Gebärende, den/die geburtsbegleitende*n Partner*in und die Geburtshelfer. Vertrauen ist ein Gefühl, welches wachsen will in den neun Monaten der Schwangerschaft, und eine innere Haltung, die sich mit dem aktuellen Schadenersatzrecht im Fall der Fälle beißt und daher allzu oft aus Schutz vor Ansprüchen missachtet wird.
Angesichts einer weltweiten Bedrohung durch neuartige Viren wird auch die prekäre Situation unseres Gesundheitssystems einmal mehr als offenkundig. In welcher Situation befinden sich derzeit z.B. Hebammen und Menschen, die in der Geburtshilfe beschäftigt sind?
Kristina Marita Rumpel: Für mich zeigt das ganze Drama um Geburten in Zeiten von Corona vor allem eines: Krankenhäuser sind nicht der ideale Ort, um zu gebären. Im Falle von Komplikationen und Krankheiten sind sie ein Segen, aber Geburten sind eben keine Krankheit und Gebärende keine Patientinnen. Sie sind Göttinnen, die eine göttliche Aufgabe verrichten. Nicht erst, seit Väter bei der Geburt nicht mehr dabei sein können, gebärenden Frauen Mundschutz aufgezwungen wird, der ihnen das Atmen und damit die Sauerstoffversorgung – auch ihres Kindes – erschwert, oder Müttern ihr Neugeborenes wegen Corona-Infektion genommen wird, sind würdevolle Geburten, die das Wunder des neuen Lebens in den Mittelpunkt stellen, leider die Ausnahme. Das aktuelle Gesundheitswesen krankt und wird auf dem Rücken von Gebärenden und Neugeborenen ausgetragen. Die Politik scheint das Problem seit Jahren, ja Jahrzehnten, nicht zu sehen, zu verstehen oder zu ignorieren. Daher sehe ich nur einen Weg aus dem Dilemma, nämlich dass wir Frauen selbst tätig werden und uns gegenseitig ermächtigen, Geburten wieder zum Fest des Lebens zu machen. Wir tragen die Macht dazu in uns, und wir brauchen nicht warten, bis sie uns gegeben wird. Jede Frau ist in der Lage, ihr Kind zu gebären, wenn sie gesund ist, das förderliche Wissen kennt und gelernt hat, sich selbst, ihrem Körper, der Verbindung zum Kind zu vertrauen und mit der weiblichen Urkraft durch die Geburtswellen zu fließen. Alleingeburten führen uns dies eindrücklich vor Augen – wenngleich für mich das kraftvollste Setting einer Geburt ist, wenn die Gebärende umringt von Frauen, die das weibliche Feld halten, ihr Kind auf die Welt bringen kann. Jede Frau sollte frei und aufgeklärt die Entscheidung über ihren Geburtsort selbst fällen können. Das ist für mich ein Menschenrecht, das tagtäglich mit Füßen getreten wird.
Obwohl das FlowBirthing-Netzwerk stetig wächst, bleibt noch immer einiges zu tun, um den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Welche Initiativen und Projekte sind für die Zukunft geplant?
Kristina Marita Rumpel: Gerade mal vier Prozent der Frauen sind offen für alternative Wege abseits des Mainstreams. Dies entspricht etwa dem Prozentsatz von Menschen, die auch für „öko“ etc. sind. Das Fenster öffnet sich jedoch gerade, und ich bin sehr zuversichtlich, dass das Thema natürliche Geburten wieder in die Mitte der Gesellschaft und zu den Frauen findet. Mit der Hörbuchversion wollen wir gezielt junge Frauen in ihrem Lebensalltag abholen. Geplant sind außerdem ein FlowBirthing-Festival, wo wir die Freude am Weiblichsein gemeinsam zelebrieren und uns über kraftvolle Geburtserfahrungen austauschen wollen. Das ist auch die Intention von FlowBirthing-Cafés, Treffpunkten für Schwangere, die in mehr und mehr Städten entstehen sollen – auch ausgerichtet von Netzwerkpartnerinnen von FlowBirthing. Mein Wunsch ist, dass Frauen mindestens genauso viel Aufmerksamkeit in die „Planung“ von Geburt investieren wie z.B. für die Hochzeit. Die Hochzeit ist ein Tag im Leben – Geburt ist der Tag im Leben, der Weichen für ein ganzes neues Leben stellt. Zudem ist Geburt die Chance auf persönliches Wachstum in die eigene Kraft, Würde und Souveränität hinein, denn es wird nicht nur ein Kind geboren – auch jede Frau wird neu geboren als Mutter. Es spricht Bände über den Wert, den sich Frauen beimessen, wenn sie Tausende von Euro für die Hochzeit oder den Kinderwagen ausgeben, für sich selbst und die Vorbereitung auf eine einzigartige, kraftvolle, freudvolle, ekstatische Geburtserfahrung dagegen so gut wie nichts. Da stimmt etwas nicht. Daher haben die FlowBirthing-Kurse auch einen Preis, der zuallererst einmal den Wert spiegelt, den sich jede Frau selbst zugesteht. Auch das gehört zu einer neuen Geburtskultur dazu.
Tipp:
Kristina Marita Rumpel: FlowBirthing. Das Hörbuch. Geboren aus einer Welle der Freude. Mankau Verlag, 1. Aufl. Juni 2020, 3 Audio-CDs im Digifile, Gesamtlaufzeit ca. 220 Min., 16-seitiges Booklet, 19,95 Euro UVP (D/A), ISBN 978-3-86374-558-5
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