Die Andreas-Winter-Methode – eine Essenz aus über drei Jahrzehnten Coachingpraxis. Interview mit dem Diplom-Pädagogen, Coach und Erfolgsautor Andreas Winter
Die Andreas-Winter-Methode – eine Essenz aus über drei Jahrzehnten Coachingpraxis. Interview mit dem Diplom-Pädagogen, Coach und Erfolgsautor Andreas Winter
„Die Ursache chronischer Krankheiten und Symptome ist immer in den ersten drei Jahren des Lebens ab Zeugung zu finden. Meine Methode zielt darauf ab, diese sogenannten Mikrotraumatisierungen und vorgeburtlichen Konditionierungen mit bestimmten Fragetechniken aufzuspüren, emotional umzudeuten und damit unschädlich zu machen. Im Grunde ist meine Arbeit die eines Wissensvermittlers, der dem Klienten Zusammenhänge darstellt und ihn dabei unterstützt, Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen und neue Schlussfolgerungen aus alten Erlebnissen zu ziehen. Je nach Problemstellung ist oftmals keine weitere kurative Maßnahme erforderlich.“ Der erfolgreiche Coach und Autor Andreas Winter, der mit „Wie unsere Psyche tickt“ nun sein Standardwerk vorlegt, will auf verständliche Weise zeigen, wie man durch das bloße Bewusstmachen der eigentlichen Ursachen und das Vermitteln der intelligenten Logik eines Symptoms Beschwerden, Krankheiten und Verhaltensprobleme im Nu auflösen kann – um sich selbst oder anderen zu helfen.
Mit „Wie unsere Psyche tickt“ legen Sie nun Ihr Standard- oder Grundlagenwerk vor. Was dürfen wir von diesem neuen Buch erwarten, und ist die „Andreas-Winter-Methode“ damit vollendet?
Andreas Winter: In diesem Buch bringe ich die Essenz von über drei Jahrzehnten Coachingpraxis auf den Punkt. Im Laufe der Jahre wurde immer deutlicher, dass die Ursache chronischer Krankheiten stets in den ersten drei Jahren des Lebens ab Zeugung zu finden ist. Egal, womit ein Mensch sich dauerhaft herumplagt – es hat mit Wahrnehmungsmustern zu tun, die in einer Zeit entstanden sind, als sich der Mensch noch weitgehend machtlos fühlte und zudem kein rationales Zeitempfinden hatte. Meine Methode zur Aufdeckung und Veränderung dieser Ursachen zielt darauf ab, dass die Ursachen sogenannte Mikrotraumatisierungen und vorgeburtliche Konditionierungen sind, die man mit bestimmten Fragetechniken aufdecken und danach mit dem Mittel des Reframings emotional umdeuten und unschädlich machen kann. Völlig ohne weitere Hilfsmittel. Vollendet wird sie dann sein, wenn es gelingt, in der gleichen Geschwindigkeit, Relevanz und Eindruckstiefe einen lebensverändernden Einfluss auf den Menschen zu haben wie einst der Verursacher, der die Traumatisierung herbeigeführt hat. Da gibt es sicher noch viel zu forschen und zu entwickeln, wobei ich mir vorstellen kann, dass eines Tages Techniken wie Virtual Reality und Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen könnten, um die emotionale Eindruckstiefe der Therapie deutlich zu verstärken.
Sie versprechen nicht nur interessierten Laien, sondern auch Therapeuten ein wirksames Werkzeug, mit dem sie jegliches unerwünschte Verhalten behandeln können. Was verstehen Sie unter diesen Blockaden und Störungen, und wie wird Ihr Ansatz inzwischen von der „Gemeinschaft der Heilenden“ aufgenommen?
Winter: Unter Blockaden und Störungen verstehe ich jegliches Verhalten und Empfinden, das beim Menschen in irgendeiner Form Leid verursacht. An meinen Fortbildungen nahmen schon immer auch Angehörige der Heilberufe teil, die meine Vorgehensweise als Ergänzung in ihre Arbeit einfließen lassen. Allerdings muss ich dazusagen, dass es bei mir ja überhaupt nicht um Heilung oder Therapie geht; insofern gab es auch noch nie einen konflikthaften Berührungspunkt mit der Arbeit eines Heilenden. Ich liefere nur die Grundlage für eine effektive Therapie. Meine Sichtweise erklärt, warum ein Mensch krank geworden ist, warum er trotz Heilversuchen krank bleibt und was man berücksichtigen muss, um dem Menschen zu helfen. Im Grunde ist meine Arbeit die eines Wissensvermittlers, der dem Klienten Zusammenhänge darstellt und ihn dabei unterstützt, Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen und neue Schlussfolgerungen aus alten Erlebnissen zu ziehen. Je nach Problemstellung ist oftmals keine weitere kurative Maßnahme erforderlich, wenn der betroffene Organismus noch in der Lage zur Selbstheilung ist.
Auf der Grundlage Ihrer langjährigen Coachingpraxis mit über 5.000 Klientinnen und Klienten behaupten Sie, dass es eine bestimmte Formel gibt, die erklärt, warum Menschen ganz absichtlich das tun, was sie tun, selbst wenn es ihnen schadet und großes Leid zufügt. Worin besteht dieser verborgene Algorithmus, und wie wirkt er sich auf das Leben der Betroffenen aus?
Winter: In meiner Vorstellung sind wir Menschen zwar sehr komplexe Wesen, aber nicht besonders kompliziert. Wir sind vielschichtig, differenziert und auf einer bestimmten Ebene sehr unterschiedlich, aber wir sind nicht schwer zu verstehen und haben alle dasselbe Bestreben, nämlich die widerstandsfreie Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit. Das bedeutet: Wir alle wollen so sein, wie wir eben sind, und dabei keinen psychosozialen Stress haben. Noch einfacher gesagt: Wir wollen unser Leben leben und geliebt werden. Nun ist genau das in einer zivilen Leistungsgesellschaft nicht immer so einfach, schließlich werden wir erzogen, um unsere Bedürfnisse zu kontrollieren und gegebenenfalls zurückzuhalten. Überdies werden unverhältnismäßige Konsumbegehrlichkeiten geweckt und Konkurrenzen künstlich erzeugt. Kaum einer fühlt sich als Mensch mit seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten „richtig“. Gier, Neid, Eifersucht, Misstrauen, Angst und Obrigkeitsbezogenheit sind leider völlig normale Kennzeichen eines Zivilisierten. Wenn diese Unterordnung unter die gesellschaftlichen Maßstäbe zum Dauerzustand wird, kann das einige Menschen sehr unter Stress setzen. Stress macht anfällig, leistungsschwach und in Folge krank. Wenn wir dann anhand von Symptomen merken, dass irgendetwas im Leben schiefläuft, gehen wir üblicherweise zum Therapeuten, der aber nicht immer hinschaut, was genau uns krank gemacht hat. Mit kurativen Eingriffen werden dann die Symptome unterdrückt, das krankmachende Muster wirkt weiter und bringt die nächsten Symptome hervor.
Sie sagen, viele sogenannte Krankheiten oder Verhaltensstörungen haben tiefe und alte Wurzeln, die in die frühe Kindheit oder sogar in die Zeit noch vor der Geburt zurückreichen. Wodurch wurden diese ausgelöst, und warum ist es so schwer, ihnen auf die Spur zu kommen?
Winter: In der Zeit vor der Geburt sind wir über die Nabelschnur mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden. Wir bekommen von ihr folglich nicht nur Sauerstoff und Nährstoffe, sondern auch sämtliche Neurotransmitter ab. Das bedeutet: Was unsere Mutter fühlt, fühlen wir auch. Und wir können es nicht relativieren. Wir wissen nichts von einer Mutter, obwohl wir ihren Herzschlag und ihre Stimme hören. Zudem haben wir in dieser Zeit kein rationales Zeitempfinden, folglich halten wir diese Eindrücke für ewig andauernd. Dadurch wird das, was die Mutter fühlt, beim Ungeborenen wesentlich reichhaltiger neuronal verschaltet als später; erst ab dem dritten Lebensjahr bekommen wir einen Begriff von Zeit, und Eindrücke erscheinen uns nicht mehr als absolut. Schwer zu entdecken sind solche Ursachen nicht. Wesentlich anspruchsvoller ist hingegen die Frage, wie man solche aufgedeckten Ursachen unschädlich machen kann. Man braucht schon ein gewisses Maß an Erfahrung und Fachkompetenz, um einem Menschen zur Einsicht zu verhelfen, dass er kein hilfloses, unmündiges Kind mehr ist und vieles von dem, was er bislang geglaubt hat, auf falschen Annahmen basiert.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Winter: Gern. Beispielsweise glauben viele Arachnophobiker, Spinnen seien eklige, unberechenbare und gefährliche Insekten. Betroffenen kann man zeigen, dass die Spinnenphobie nichts mit der Spinne direkt zu tun hat, sondern das Tier nur als Symbol an einen erlittenen Kontrollverlust erinnert. Die Spinne wurde also mit etwas anderem verknüpft und fungiert heute lediglich als Trigger. Sie erinnert vermutlich an jemanden, dessen Stress erzeugende Anwesenheit man zu spät bemerkte. Jedoch würden, wenn man in der Analyse hier bereits endete, immer noch falsche Glaubenssätze bestehen bleiben. Begreift der Betroffene allerdings zudem, dass Spinnen weder eklig sind noch zur Gattung der Insekten gehören, sondern eigentlich recht hoch entwickelte Krebstiere sind, die je nach Art sogar Brutpflege betreiben, dann verwandelt sich die Phobie in Akzeptanz. In einem solchen Fall wäre dann nicht nur die Angst vor Kontrollverlust ursächlich erkannt und damit behandelbar, sondern zudem die Abscheu vor Spinnen dahin. Aber innerhalb von Minuten einen lebenslangen Ekel in Mitgefühl umzudeuten ist zugegebenermaßen schon recht sportlich. Ein weiteres Beispiel: Fast alle adipösen Menschen glauben, man müsse täglich essen, was sie im Kindesalter so gelernt haben. Aber sie denken auch, dass sie persönlich dies nicht dürften, da sie ja abnehmen wollen. Wir haben also einen Konflikt zwischen den beiden Überzeugungen. Mit Disziplin kann es mit dem Abnehmen eine Weile lang funktionieren, aber nur, solange man genügend Energie aufbringen kann, um gegen den ersten Satz „anzukämpfen“ (was einen klaren Widerstand gegen die elterlichen Ansichten darstellt, solange man sich nicht erlaubt, diese kritisch zu hinterfragen). Fakt ist: Wenn man mal ein paar Tage lang nichts isst, wie etwa beim Heilfasten, bekommt man keinerlei Mangelerscheinungen. Und wenn zu viel Essen dick machen würde, müssten wir alle stark adipös sein, da in unserem Kulturkreis fast alle viel mehr zu sich nehmen, als der menschliche Körper benötigt. Das Verständnis dafür zu vermitteln, dass der Körper nur dann Fett aufbaut, wenn man zu wenig von dem hat, weswegen man gegessen hatte, – also die eigentliche Ursache und die stressauslösenden Faktoren zu isolieren –, das erfordert Sachkenntnis und Überzeugungskraft. Das Appetitgefühl von einem emotionalen Mangel zu entkoppeln ist das eine, aber dem Menschen begreiflich zu machen, dass er essen kann wie bisher (aber nicht muss!) und dennoch abnimmt, fordert dem Therapeuten einiges ab.
Wenn wir lernen, diese Ursachen zu erkennen, können wir in großem Maße zu unserem Wohlbefinden beitragen und sogar chronische Krankheiten lindern oder heilen, versprechen Sie in Ihrem Buch. Wie kann dieser Lernprozess angestoßen werden, und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?
Winter: Wir kommen nicht umhin, zunächst einmal ein anderes medizinisches Verständnis zu etablieren. Solange Ärzte noch auf die Frage, warum ein Mensch krank geworden ist, mit „Pech!“, „Das ist halt mal so!“, oder „Keine Ahnung!“ antworten, brauchen wir nicht zu erwarten, dass der medizinische Laie auf den Gedanken kommt, nach Ursachen zu suchen. Gerade wenn es um unsere Gesundheit geht, würde uns die wissenschaftliche Denkweise, die echte Kausalzusammenhänge zugrunde legt und untersucht, sehr dienlich sein. Allerdings müssten wir uns als Gesellschaft auch vom Konzept des Dauerpatienten-Verhältnisses verabschieden, denn dieses verhindert „Heilung“, indem es lediglich – sehr profitabel – Symptome behandelt. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Medizin mit dem Stempel „krank“ dem Patienten einen Freibrief erteilt, der ihm zum einen die Aussicht auf Veränderungen abspricht und ihm zum anderen auch keinen besonderen Anreiz bietet, dieses Muster zu durchbrechen, weil es ihn von der Verantwortung für seinen Zustand entbindet. Im allgemeinen Verständnis von „Krankheit“ fühlen sich viele Menschen entmachtet, aber auch entschuldigt. Daher glaube ich, dass wir dringend wieder zu einem gesunden Verantwortungsbewusstsein zurückkehren müssen, um nicht eine generelle Opferhaltung in der Gesellschaft zu verankern. Egal, was wir tun oder lassen, wir haben dafür die Verantwortung. Wir haben sie nicht für andere, es übernimmt sie vor allem aber auch kein anderer für uns.
Inzwischen werden sogenannte psychosomatische Störungen auch von der klassischen Schulmedizin anerkannt, doch erfordern diese ein völlig anderes therapeutisches Vorgehen. Was zeichnet diese Vorgehensweise aus, und besteht nicht auch die Gefahr einer Fehl- oder Verlegenheitsdiagnose?
Winter: Die Verlegenheitsdiagnosen gibt es meiner Ansicht nach, weil die Schulmedizin sich nicht wirklich mit Psychosomatik befasst – allerdings ist sie ja auch nicht dafür zuständig. Der Körper und seine physiologischen Zusammenhänge sind, so glaube ich, hinlänglich erforscht – nicht aber das, was ihn steuert. Wenn ein Arzt sagt: „Sie müssen Stress vermeiden, ich schreibe Sie krank“, ist das ja leider kein gezieltes Vorgehen gegen die Stressquelle, also die krank machende Ursache. Natürlich kann eine Auszeit zunächst etwas Ruhe bringen, in der sich der Patient erholt. Aber löst Ruhe das krank machende Grundmuster auf? Der erste Schritt zur sachadäquaten Behandlung von tatsächlich stressbedingten Krankheiten wäre, bei der Diagnose nicht von Krankheit zu sprechen, sondern von Auswirkung (Symptom). Dann kann man den Menschen fragen: „Was stresst dich im Alltag und warum?“ Diese Frage ist anspruchsvoller, als sie erscheint, führt sie doch zur Ursache des kränkenden Musters. Ab da kann man dann beginnen, dieses mit entsprechenden Techniken zu neutralisieren, und dafür sorgen, dass es keine krank machenden Auswirkungen, keine Symptome mehr gibt. Das bedeutet auch, dass die somatische Diagnose plötzlich nachgeordnet erscheint und die Ursachendiagnose in den Vordergrund tritt – und diese ist auf einer bestimmten Ebene bei allen Menschen gleich: Angst vor Kontrollverlust. Erst auf der individuellen Ebene zeigt sich dann, worin ein Mensch seine Kontrolle und dessen Verlust definiert. Insofern ist es meines Erachtens unerheblich, welche medizinische Diagnose ein Mensch hat. Fakt ist: Er ist chronisch gestresst, findet keinen Ausweg und sabotiert Körperfunktionen, die symbolisch mit der Stressursache zu tun haben. Man bräuchte also oftmals nur zu schauen: Aus welchem emotionalen Grund bist du krank geworden?
Würden Sie Ihre Methode als Therapie der Zukunft bezeichnen?
Winter: Nein, ganz im Gegenteil! Ich glaube, dass bereits die antiken Heiler genau wussten, dass jede Krankheit und jede Störung eine Ursache haben müssen. Dass diese Ursache nicht mit Sünden, Gotteslaunen oder Dämonen zu tun hat, sondern mit frühkindlichen Traumatisierungen, ist das einzig Neue, das es zu berücksichtigen gilt. Dass Emotionen Stress auslösen können und Stresshormone krankheitsanfällig und abwehrschwach machen, ist nicht neu. Dass man einen Einfluss darauf hat, ob und wie sehr etwas stresst, ist seit den 1940er-Jahren bekannt. Wie man am besten einen emotionalen Einfluss auf den Patienten nimmt, wussten Ärzte schon vor weit über hundert Jahren. Welchen Einfluss man nehmen, wo man genau ansetzen muss und was man damit bewirken kann, das habe ich versucht, in meinem Buch so darzustellen, dass es von jedem verstanden werden kann – in der Hoffnung, den Menschen einen neuen Hebel für ein altes Werkzeug nahezubringen.
Buch-Tipp:
Andreas Winter: Wie unsere Psyche tickt. Die Intelligenz des Unterbewusstseins verstehen. Wie psychosomatische Symptome und Blockaden entstehen und wieder aufgelöst werden können. Die Andreas-Winter-Methode. Mankau Verlag, 1. Aufl. Februar 2024, Klappenbroschur, 16,5 × 24 cm, 270 Seiten, 28,00 Euro (D) / 28,80 Euro (A), ISBN 978-3-86374-713-8
Hörbuch-Tipp:
Andreas Winter: Wie unsere Psyche tickt. Die Intelligenz des Unterbewusstseins verstehen. Wie psychosomatische Symptome und Blockaden entstehen und wieder aufgelöst werden können. Die Andreas-Winter-Methode. Mankau Verlag, 1. Aufl. Februar 2024, 1 MP3-CD im Jewelcase, Gesamtlaufzeit ca. 516 Min., 8-seitiges Booklet, 18,00 Euro UVP (D/A), ISBN 978-3-86374-716-9
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